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Einst nur vereinzelt von Abenteuern besucht, strahlt die Weltkugel am Nordkap heute eine starke Anziehungskraft aus. Es tummeln sich zahlreiche Wohnmobile und Reisebusse am Nordkap und schon bei der Ankunft merken wir: Einfach nur ein paar Fotos zu machen reicht uns nicht. Wir wollen zum Knivskjellodden!
Für viele Reisende ist die Weltkugel ein Symbol, eine Zielmarke, ein Punkt auf der Bucket List. Auch für uns war das Nordkap ein Etappenziel unserer Skandinavien Rundreise. Hier lernen wir auch Jochen und Mareike kennen, die seit Monaten auf ihren Rädern Richtung Nordkap unterwegs sind und nun am Ziel ihrer Reise angekommen sind. Von Ihnen erfahren wir, dass Sie noch ein Stück weitergehen wollen und Ihre Fahrräder nun gegen Wanderschuhe eintauschen um zu Fuß noch ein Stück weiter in den Norden, zum wahren Nordkap zu gelangen.
Auch wir entscheiden uns wenig später diese Wanderung anzutreten. Es wird eine Nachtwanderung der ganz besonderen Art.
Die Wanderung zum Knivskjellodden
Die Spitze der Landzunge Knivskjellodden auf der norwegischen Insel Magerøya liegt mit 71° 11′ 08″ nördlicher Breite etwa 1.400 Meter weiter nördlich als das Nordkap Plateau, womit Knivskjellodden der nördlichste Punkt dieser Insel ist. Wikipedia schreibt „Er ist allerdings weniger spektakulär als das Nordkap, weil er im Gegensatz zu diesem nur flach ins Meer hinausragt.“ Diese Beschreibung wird dem Ort alles andere als gerecht.
Gegen 23:30 Uhr verlassen wir mit unserem Jeep den Stellplatz am Nordkap, an dem wir uns zwischen den weißen Wohnmobilen ohnehin ein wenig eingeengt gefühlt haben und fahren zunächst ca. 3 km Richtung Süden. Dort befindet sich am Straßenrand ein Wanderparkplatz der gleichzeitig der Startpunkt der rund 18 km (Hin- und Rückweg) langen Wanderung ist.
Wir schnüren unsere Wanderschuhe, packen unseren Rucksack und ziehen uns noch eine zweite Lage Klamotten über. Hier am nördlichsten Punkt Norwegens weht die arktische Kaltluft und gerade auf dem offenen Gelände kann das richtig ungemütlich werden. So machen wir uns erneut auf den Weg Richtung Norden.
Inzwischen ist es bereits nach Mitternacht und die Sonne, will einfach nicht hinter dem Horizont verschwinden. Es ist taghell und es liegt eine unglaubliche Atmosphäre in der Luft. Die innere Uhr lässt einen spüren, dass es Nacht ist, doch die Mitternachtssonne gepaart mit der Neugier machen den Geist hellwach.
Ein atemberaubendes Licht begleitet uns über die ersten kleineren Altschneefelder. Einige Schritte durchbrechen bereits die weiche Schneedecke und nachdem meine Wanderschuhe etwas nass geworden sind, versuche ich mich mehr auf den Weg zu konzentrieren. Dies fällt mir jedoch schwer, denn mein Blick will in die Weite schweifen. Der Weg erscheint flach, doch es geht immer weiter bergab dadurch hat man einen atemberaubenden Blick auf die Landschaft, kleinere Seen und das Nordmeer. Man kann unglaublich weit sehen und die Mitternachtssonne hüllt alles in ein goldenes Licht.
Auf unseren Weg sehen wir immer wieder Rentiere, die sich in die Landschaft einfügen als, wäre es, ein Gemälde. Ich bin regelrecht im Glückstaumel denn es ist mitten in der Nacht und es passiert so unglaublich viel, was einem in der Regel durch den Nachtschleier verborgen bleibt.
Mein Entdeckergeist ist geweckt. Ich löse mich von der Navigation mit dem Handy und konzentriere mich auf die zahlreichen Steinmännchen die mir den Weg weisen. Kurz vor dem Ziel werden diese jedoch immer weniger, gerade an der Küste bahnt man sich seinen eigenen Weg.
Gegen 02:55 in der Nacht erreichen wir unser Ziel. Der nördlichste Punkt ist durch eine Markierung gekennzeichnet. Hier machen wir noch einige Fotos, Blicken auf die Nordkap-Kugel und ich realisiere, dass für mich das Nordkap nun für alle Zeit mit einer der schönsten Wanderung verknüpft sein wird, die wir je gemacht haben.
Wir tragen uns noch ins obligatorische Büchlein ein und ich bin glücklich und zufrieden. Meine Beine haben diesen Zustand wohl als Zeichen für den Feierabend wahrgenommen, denn Sie fühlen sich nun wie Blei an. Ich hätte gerne nun einen Snack und mein Kopfkissen.
Der Rückweg vom Knivskjellodden
Gegen 03:30 treten den Rückweg an, der Schlafmangel und Müdigkeit machen sich langsam bemerkbar und es geht nun stetig Bergauf. Die Vögel um uns herum werden immer lauter, meine Schritte immer kürzer. Wahrscheinlich wollte ich nur nachschauen, wo meine Motivation geblieben ist, denn ich blieb stehe und drehte mich noch mal zum Meer um und entdeckte etwas im Wasser. Eine Robe, wahrscheinlich auf der Suche nach einem Frühstückshappen.
Wir blieben stehen und beobachten wie die Robbe immer wieder auf- und abtauchte. Dieser schöne Moment half mir meinen toten Punkt zu überwinden. Wir beschlossen nun die Beine in die Hand zu nehmen. Unsere Gespräche verstummten und wir marschierten zurück zum Auto.
Nach ca. 6 Stunden war unsere Wanderung vorbei und wir übermüdet und zufrieden. Da wir bei Ankunft am Nordkap den Eintritt von 550 NOK (ca. 56 Euro) bezahlen und uns somit einen 24-stündigen Aufenthalt bereits erkauft hatten, entschieden wir uns das kurze Stück zum Plateau zurückzufahren, um uns dort etwas frisch zu machen und uns für ein paar Stunden im Auto schlafen zu legen.
Tipps für deine Wanderung am Nordkap
- Die Wanderung ist technisch nicht anspruchsvoll, jedoch durch das Gelände und die Länge ist eine gute Grundkondition Voraussetzung. Festes Schuhwerk ist nötig.
- Wir hatten unglaublich viel Glück mit dem Wetter. Darauf kannst du dich hier im Norden aber nie verlassen. Regenschutz sollte daher auf jeden Fall dabei sein. Bei sehr schlechtem Wetter würden wir von der Tour abraten.
- Wer Lust hat, kann auch sein Zelt aufschlagen und eine 2 Tages Tour daraus machen. Das Gelände bietet ein paar schöne Plätze für eine Nacht im Zelt.
Details und Routenplanung zum Knivskjellodden
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Super schöner Beitrag! Im Sommer steht eine Motorradreise durch Skandinavien (zum Nordkap) mit meinem Freund an und diese Wandertour steht jetzt definitiv auch auf unserer ToDo-Liste.
Danke für das teilen der Eindrücke!
Liebe Grüße
Ann-Kathrin